Das Sammeln aussagekräftiger Graphiken und Gemälde zählt seit der Gründung des Stiftung Kronberger Malerkolonie im Jahr 2001 zu deren Hauptaufgaben. Die Ausstellung zeigt die im vergangenen Jahr neu erworbenen Landschaften und Porträts, welche vor allem von der zweiten Generation der Künstlerkolonie stammen, namentlich von Ferdinand Brütt, Wilhelm Trübner und dessen Schülerin Eugenie Bandell sowie von Fritz Wucherer, Philipp Franck und Nelson Gray Kinsley.
Ein attraktives Beispiel für die Pleinairmalerei zeigt sich in der „Parklandschaft bei Amorbach“ von Wilhelm Trübner (1851-1917), der neben Max Liebermann zu den wichtigsten deutschen Impressionisten zählt. Mächtige Bäume in sattem Grün und mit breitem Pinselstrich aufgetragen dominieren das Bild. Sie versperren den weiteren Blick in den Park und stellen sich den Betrachtenden entgegen. Darin zeigt sich die Modernität Trübners, der absichtlich gegen die bisherigen Sehgewohnheiten malt: weg vom Motiv, hin zur reinen künstlerischen Gestaltung.
Wilhelm Trübner, Parklandschaft bei Amorbach, 1899, Öl auf Leinwand
Den Einfluss, den Trübner auf seine Schülerin Eugenie Bandell (1858-1918) ausübte, zeigen gleich drei Neuerwerbungen: „Ruhende Frau“, „Zwei Frauen“ und „Die Eisenbahnbrücke in Frankfurt“. Die in Frankfurt geborene Künstlerin kam 1899 in Trübners Atelier. Wie ihr Lehrer verwendet sie zunächst kleine, pastose, kreuz und quer gesetzte Pinselstriche und wählt als Hintergrund für ihre Porträts die für ihn so typische grüne Farbgebung, bis sie schließlich zu einer eigenständigen Malerei findet. Schon die Kunstkritik erkannte den starken Einfluss Trübners auf Bandell. Für viele blieb sie im Schatten ihres Lehrers zurück, andere hielten sie für seine begabteste Schülerin und erkannten die Originalität ihrer Malerei.
Hohe Bäume dominieren auch das großformatige Gemälde „Im Falkensteiner Wald“ von Philipp Franck (1860-1944), welches vor wenigen Wochen vom Wannsee wieder in den Taunus zurückgekehrt ist. Franck war Maler, Zeichner und Aquarellist. Als Ziel seiner Malerei sah er die Wiedergabe atmosphärischer Lichtphänomene und des unmittelbaren Natureindrucks.
Philipp Franck, Im Falkensteiner Wald, 1918, Öl/Lw., 160 x 160 cm, Stiftung Kronberger Malerkolonie
Ferdinand Brütt, Sonntagsspaziergang, 1901, Öl/Lw., Stiftung Kronberger Malerkolonie
Als weiteres „Highlight“ ist das Bild „Sonntagsspaziergang“ von Ferdinand Brütt (1849-1936) von 1901 zu nennen. Der gebürtige Hamburger siedelte 1898 aus gesundheitlichen Gründen nach Kronberg über. Er war zu dieser Zeit bereits ein arrivierter Künstler von Genre- und Historiengemälden. Mit seinem Geburtsjahr 1849 gehört Brütt einer progressiveren Künstlergeneration an, deren spontane Malweise weit über die in Kronberg gepflegte traditionelle Malerei hinausweist. Seine Landschaftsgemälde zeigen eine aufgehellte Farbpalette sowie eine künstlerische Freude am malerischen und farblichen Experimentieren.
Neben diesen Ankäufen kamen durch einen Glücksfall gleich neun Werke von Fritz Wucherer (1873-1948) in die Sammlung, darunter sind drei Landschaften aus der französischen Zeit, die Wucherer bekanntlich sehr geprägt hatte. Der Künstler hielt sich nach seiner Ausbildung bei Anton Burger von 1895 bis 1897 in Paris auf. Die Bilder stehen in Motivwahl und Farbgebung deutlich unter dem Einfluss der Schule von Barbizon und des französischen Impressionismus.
Mit dem Erwerb der farbenfrohen Gemälde trägt die Stiftung Kronberger Malerkolonie dazu bei, die vielseitigen Wechselbeziehungen zwischen Künstlern und Künstlerinnen im Rhein-Main-Gebiet zu Beginn des 20. Jahrhunderts näher zu beleuchten und in dieser Sammlungsausstellung zu präsentieren.
Kontakt
MUSEUM KRONBERGER MALERKOLONIE
06173 92 94 90
info (at) kronberger-malerkolonie.com
ÖFFNUNGSZEITEN MUSEUM
Mittwoch:
15:00 – 18:00 Uhr
Samstag:
12:00 – 18:00 Uhr
Sonn- und Feiertage:
11:00 – 18:00 Uhr
ADRESSE
Villa Winter
Heinrich-Winter-Str. 4a
61476 Kronberg im Taunus